Es gibt Nachrichten, die muss man erst einmal verdauen. Wie die von letzter Woche, dass mein Freund Dr. Stephan List plötzlich nicht mehr da ist.

Wir hatten uns 2011 beim PM Camp in Dornbirn kennengelernt. Du bist wohl den meisten aufgefallen als ein unglaublich kluger, in sich ruhender Mensch, dem fachlich niemand etwas vormachen konnte, der das aber nie „heraushängen“ ließ.

Ich erinnere mich an so manche Videokonferenz bis spät in die Nacht, in denen wir (buchstäblich) über Gott und die Welt philosophiert haben. Anfangs ging es meist „nur“ um fachliche Themen: Agilität oder nicht oder ganz allgemein die Frage, ob man denn wirklich immer „die eine“ Führungsmethode favorisieren sollte. Gefühlt warst Du mir wirklich immer ein paar Längen voraus mit Deinem riesigen Wissensschatz und Deinen messerscharfen Analysen. Aber auch hier wieder: ein Gespräch mit Dir verlief immer auf Augenhöhe. Das habe sicher nicht nur ich besonders an Dir geschätzt.

Irgendwann später veränderten sich die Themen. Nicht umsonst hast Du Dich augenzwinkernd als „Hobbyphilosoph und Küchentheologe“ bezeichnet. Ich mochte diese Selbstironie, denn wer Dich kannte wusste, dass Du ganz sicher keinen Grund hattest, Dich irgendwie kleinzureden. Dein Toolblog war eine echte Instanz im Web. Und Deine (wie immer übermäßig bescheidenen) Berichte über die Anfänge dieses Projekts pure Inspiration.

Als Du Deine neue Website „Interessante Zeiten“ aufbauen wolltest, kam das Thema Religion ins Spiel. Darüber haben wir intensiv diskutiert. Obwohl oder vielleicht gerade weil unsere Meinungen hierüber teils deutlich voneinander abwichen. Einmal sagtest Du, es wäre doch eigentlich gar nicht so wichtig, ob es Gott gäbe, sondern nur, dass der Glauben ein Konzept ist, das vielen Menschen hilft, ihr Leben irgendwie besser zu meistern. Da waren wir uns wieder einig und genau das war Deine große Stärke: die Moderation, der Diskurs und das Zusammenführen von Menschen.

Nun bist Du weg. Einfach so. Wir hatten auch darüber gesprochen. „Aus Gründen“, heisst das neumodisch. Und mir fällt ein Ausspruch von Dir ein: „Aber was, wenn es ihn doch gibt“. Jetzt hoffe ich sehr, dass Du recht hattest. Mach’s gut, Stephan.